DB Navigator
DB Navigator, pixabay/Foto illustrativ

Deutsche Bahn setzt auf präzisere Vorhersagen und klarere Kommunikation – bis 2027 soll die Verlässlichkeit deutlich steigen. Die Maßnahmen betreffen unter anderem den „DB Navigator“, Anzeigetafeln und bahn.de.

Inhaltsverzeichnis:

Neue Standards bei Zugausfällen und Verspätungen

Ab sofort gilt ein Zugausfall nur dann als rechtzeitig angekündigt, wenn Fahrgäste mindestens 60 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt informiert werden. Bisher reichte eine Mitteilung elf Minuten vor dem geplanten Halt, was von vielen als unzureichend empfunden wurde. Zusätzlich muss ein Gleiswechsel mindestens sieben Minuten vor der Abfahrt bekanntgegeben werden. Diese neuen Vorgaben sollen die Planbarkeit für Reisende erhöhen.

Besonders relevant sind diese Änderungen, weil unvorhergesehene Sprünge in der Verspätungsprognose regelmäßig zu Frust führen. Wenn ein Zug beispielsweise zuerst mit fünf Minuten Verspätung angekündigt wird, dann auf zehn, fünfzehn und schließlich ganz ausfällt, sorgt das bei den Fahrgästen für große Verärgerung. Laut Kundenbefragungen zählt genau dieses Verhalten – neben kurzfristigen Ausfällen – zu den größten Ärgernissen.

Technik-Vorständin Daniela Gerd tom Markotten erklärt das System

Die Bahn verarbeitet täglich 400 Millionen Datenpunkte, um Prognosen für etwa 40.000 Züge zu berechnen. Daraus entstehen täglich rund 150 Millionen Einzelvorhersagen. Die technische Grundlage bildet ein System, das intern als „Prognoseautomat“ bezeichnet wird. Es nutzt künstliche Intelligenz, um Verspätungen vorherzusagen. Laut Daniela Gerd tom Markotten funktioniert das gut – solange der Betrieb normal läuft.

Bei Betriebsstörungen hingegen stößt der Automat an seine Grenzen. In solchen Situationen greifen menschliche Mitarbeiter ein und überschreiben die automatisierten Prognosen manuell. Dabei kommt es in etwa einem Prozent der Fälle zu abrupten Veränderungen der Vorhersage, was wiederum zu Unzufriedenheit führt. Genau hier setzt das neue Informationskonzept an: Ziel ist es, auch in Ausnahmesituationen schneller und konsistenter zu kommunizieren.

App „DB Navigator“ soll zentrale Informationsquelle bleiben

Die Bahn setzt weiterhin auf digitale Lösungen. Die Handy-App „DB Navigator“, die bisher über 80 Millionen Mal heruntergeladen wurde, bleibt die wichtigste Plattform für Echtzeitinformationen. Laut Konzern enthält sie die aktuellsten Daten. Anzeigen in vielen ICE-Zügen sind dagegen noch nicht vollständig auf dem neuesten Stand und liefern keine Echtzeitinformationen.

Für diese Fälle prüft die Bahn derzeit eine ungewöhnliche Maßnahme. In den betroffenen Zügen könnte künftig ein Hinweis erscheinen, dass es sich bei den dargestellten Informationen nicht um Echtzeitdaten handelt. Auf diese Weise soll Missverständnissen vorgebeugt werden. Auch das Onlineportal bahn.de sowie Anzeigetafeln an Bahnhöfen und in Zügen werden weiter modernisiert.

Verbesserungsziel bis 2027

Derzeit erfüllt die Bahn ihre neuen Informationsstandards in 74 Prozent der Fälle. Bis 2027 soll dieser Wert auf über 80 Prozent steigen. Damit verbessert sich zwar nicht automatisch die Pünktlichkeit der Züge, doch Fahrgäste sollen zumindest rechtzeitiger über Änderungen informiert werden. Die Informationspolitik ist Teil eines umfassenden Sanierungskonzepts, das der Staatskonzern aufgestellt hat.

In einer Übersicht:

  • Verspätungen dürfen in der letzten halben Stunde nur 2–6 Minuten abweichen.
  • Zugausfälle müssen 60 Minuten vorher gemeldet sein.
  • Gleiswechsel sind spätestens 7 Minuten vor Abfahrt anzukündigen.
  • Ziel: Erfüllung der neuen Standards in über 80 Prozent aller Fälle bis 2027.

Die Bahn reagiert damit auf den steigenden Druck durch unzufriedene Kunden und eine seit Jahren anhaltende Kritik an der Informationspolitik. Auch wenn strukturelle Probleme im Betrieb bestehen bleiben, soll die Kommunikation in Zukunft verlässlicher werden.

Quelle: WELT