Klimawende
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Die Bahn wird oft als umweltfreundliches Verkehrsmittel angesehen. In Zeiten der Klimakrise rückt sie zunehmend in den Fokus, wenn es um nachhaltige Mobilitätskonzepte geht. Politik, Wissenschaft und Umweltverbände loben sie als Schlüssel zur Verkehrswende, doch Kritiker warnen, dass die tatsächliche Klimabilanz nicht immer so positiv ist, wie es auf den ersten Blick scheint. 

CO₂-Emissionen der Bahn im Vergleich 

Der CO₂-Ausstoß von Verkehrsmitteln wird oft als entscheidender Faktor für ihre Umweltfreundlichkeit betrachtet. Die Bahn schneidet in dieser Hinsicht gut ab. Laut verschiedenen Untersuchungen liegt der CO₂-Ausstoß pro Personenkilometer im Fernverkehr der Bahn bei durchschnittlich 50 Gramm. Im Vergleich dazu emittiert ein durchschnittlicher Pkw rund 150 Gramm pro Personenkilometer, während Flugzeuge mit etwa 200 Gramm noch schlechter abschneiden. Besonders umweltfreundlich sind Hochgeschwindigkeitszüge, die oft mit Ökostrom betrieben werden und eine große Anzahl an Passagieren auf einmal befördern.

Doch die Betrachtung der Emissionen muss differenzierter erfolgen. Während der eigentliche Betrieb eines elektrifizierten Zuges sehr emissionsarm ist, fallen in anderen Bereichen Emissionen an. So verursacht der Bau von Schienen, Bahnhöfen und Bahntechnik erhebliche Umweltbelastungen. Auch die Dieselzüge, die immer noch auf vielen Strecken fahren, tragen zur CO₂-Belastung bei. Dies wirft die Frage auf, ob die Bahn wirklich so klimafreundlich ist, wie sie oft dargestellt wird.

Der Energieverbrauch der Bahn – Ein Effizienzvorteil?

Ein entscheidender Vorteil der Bahn liegt in ihrem geringen Energieverbrauch. Im Vergleich zu Pkw und Flugzeugen benötigt sie pro Personenkilometer deutlich weniger Energie. Dies liegt an mehreren Faktoren. Zum einen profitieren Züge von geringen Rollwiderständen auf den Schienen, zum anderen können moderne Elektrolokomotiven sehr effizient betrieben werden. Zudem ist die Bahn ein Massenverkehrsmittel, das viele Menschen auf einmal transportieren kann, was zu einer hohen Energieeffizienz führt.

Ein wichtiger Punkt ist der Strommix, mit dem die Bahn betrieben wird. In Deutschland wirbt die Deutsche Bahn mit der Nutzung von 100 % Ökostrom für den Fernverkehr. Kritiker bemängeln jedoch, dass dies nicht für das gesamte Netz gilt. Insbesondere Regionalzüge und Güterverkehr nutzen oft noch konventionellen Strom oder Dieselantriebe. Der Umstieg auf eine vollständig erneuerbare Energieversorgung bleibt eine der größten Herausforderungen für die Bahn.

Infrastruktur und Klimabilanz 

Eine umfassende Betrachtung der Klimafreundlichkeit der Bahn muss auch die Infrastruktur berücksichtigen. Der Bau neuer Bahnstrecken ist mit erheblichen CO₂-Emissionen verbunden. Die Herstellung von Beton, Stahl und anderen Baumaterialien führt zu hohen Umweltbelastungen. Zudem ist der Flächenverbrauch durch neue Bahntrassen ein kritischer Punkt. Allerdings zeigt sich, dass der Flächenverbrauch pro transportierter Person oder transportierter Gütereinheit bei der Bahn im Vergleich zu Straßen oder Flughäfen geringer ist.

Ein weiterer Vorteil ist die lange Lebensdauer von Bahninfrastrukturen. Während Straßen und Autobahnen regelmäßig erneuert werden müssen, sind Schienenwege oft über Jahrzehnte nutzbar. Dies relativiert die Umweltbelastung durch den Bau neuer Strecken. Dennoch ist es entscheidend, den Ausbau der Bahn intelligent zu planen, um negative Umweltauswirkungen zu minimieren.

Herausforderungen für die Bahn – Wo gibt es noch Probleme?

Trotz ihrer Vorteile steht die Bahn vor großen Herausforderungen. Eine der größten ist die Elektrifizierung des Netzes. Noch immer sind viele Bahnstrecken nicht elektrifiziert, sodass Dieselzüge eingesetzt werden müssen. Dies führt zu höheren CO₂-Emissionen und reduziert den Umweltvorteil der Bahn. Eine vollständige Elektrifizierung könnte den Schienenverkehr noch klimafreundlicher machen, erfordert aber hohe Investitionen.

Ein weiteres Problem ist die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs. Viele Menschen nutzen die Bahn nicht regelmäßig, weil sie oft unzuverlässig ist. Verspätungen, Ausfälle und technische Probleme führen dazu, dass Reisende stattdessen auf das Auto oder Flugzeug ausweichen. Dies verschlechtert die Klimabilanz des gesamten Verkehrssektors, da der Umstieg auf die Bahn nicht so attraktiv erscheint, wie es nötig wäre.

Auch der Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern ist eine Herausforderung. Der Flugverkehr wird oft durch Subventionen und Steuererleichterungen begünstigt, während Bahnreisende höhere Steuern und Abgaben zahlen. Dies führt zu einer Verzerrung des Marktes, die den Umstieg auf die Bahn erschwert. Politische Maßnahmen sind notwendig, um hier eine fairere Wettbewerbssituation zu schaffen.

Die Bahn als Schlüssel zur Verkehrswende 

Um die Bahn als tragende Säule der Klimawende zu etablieren, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Eine der wichtigsten ist die Verbesserung der Infrastruktur. Der Ausbau des Streckennetzes, die Elektrifizierung weiterer Strecken und die Modernisierung der Bahnhöfe sind entscheidend, um die Bahn attraktiver zu machen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Digitalisierung des Bahnverkehrs. Durch moderne Leitsysteme und Automatisierung können Züge effizienter gesteuert werden, was die Kapazitäten erhöht und den Energieverbrauch senkt. Zudem kann die Digitalisierung dabei helfen, Verspätungen zu reduzieren und den Bahnverkehr zuverlässiger zu machen.

Auch finanzielle Anreize spielen eine Rolle. Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bahntickets, Subventionen für den Bahnverkehr und höhere Abgaben auf klimaschädliche Verkehrsmittel wie Flugzeuge oder Diesel-Pkw könnten dazu beitragen, mehr Menschen zur Nutzung der Bahn zu bewegen.

Schlussgedanken – Ist die Bahn die Lösung für eine nachhaltige Mobilität?

Die Bahn hat das Potenzial, ein zentraler Bestandteil der Klimawende zu sein. Ihre niedrigen Emissionen, der effiziente Energieverbrauch und die Möglichkeit, große Mengen an Menschen und Gütern zu transportieren, machen sie zu einem der klimafreundlichsten Verkehrsmittel. Dennoch gibt es Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Der Ausbau des Streckennetzes, die Elektrifizierung, eine bessere Digitalisierung und politische Maßnahmen zur Förderung des Bahnverkehrs sind entscheidend, um die Bahn noch nachhaltiger zu machen. Wenn diese Maßnahmen konsequent umgesetzt werden, kann die Bahn einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung der CO₂-Emissionen leisten und eine echte Alternative zu klimaschädlichen Verkehrsmitteln darstellen.