Bahnreisen
Bahnreisen, Foto: pixabay

Ab Herbst soll das Reisen mit dem Zug durch Europa für Millionen Fahrgäste unkomplizierter werden. Ein neues Buchungssystem ermöglicht erstmals grenzüberschreitende Fahrten mit nur einem einzigen Ticket. Die Deutsche Bahn wird dazu an eine neue digitale Schnittstelle angeschlossen, die nationale und internationale Buchungen vereint. Die ersten Schritte starten mit Österreich und der Schweiz – bis Ende 2025 soll nahezu ganz Europa folgen.

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Deutsche Bahn verbindet sich mit ÖBB und SBB

Ab Herbst 2025 können Reisende Fahrkarten für Österreich und die Schweiz direkt über den DB Navigator und bahn.de buchen. Diese Länder sind die ersten, die in das neue System integriert werden. Damit entfällt der bisher nötige Umweg über separate Buchungsportale der ausländischen Bahngesellschaften. Auch bei Verbindungen wie Berlin–Wien oder Hamburg–Zürich soll das neue System sofort greifen.

Michael Peterson, Vorstand für Fernverkehr bei der Deutschen Bahn, kündigte zudem weitere Partnerschaften an. In den kommenden Monaten sollen zusätzliche Länder folgen. Ziel ist, das gesamte europäische Bahnnetz über eine gemeinsame Plattform zugänglich zu machen. Der Fokus liegt dabei auf Benutzerfreundlichkeit und rechtlicher Sicherheit für die Fahrgäste.

Einheitliches Ticket für ganz Europa

Mit dem neuen System wird es möglich, komplexe Fahrten – etwa von Oslo nach Athen oder Warschau nach Barcelona – in einem einzigen Buchungsschritt abzuwickeln. Damit entfällt das bisher notwendige Zusammensuchen mehrerer Einzelverbindungen und Tickets. Auch die Fahrgastrechte werden verbessert: Wer künftig mit einem Gesamtfahrschein reist, ist bei Anschlussverlust besser geschützt.

Künftig sollen getrennte Tickets nur noch in Ausnahmefällen nötig sein. Die Grundlage dafür bildet der sogenannte Schnittstellenstandard OSDM – ein gemeinsames Verkaufsmodell, das von mehreren europäischen Bahnen entwickelt wurde. OSDM erlaubt es, Daten zwischen Bahngesellschaften und Ticketplattformen einheitlich auszutauschen. Die Deutsche Bahn erhält so Zugriff auf das gesamte Angebot der Partnerbahnen – und umgekehrt.

EU plant eigene Ticket-Plattform

Parallel dazu verfolgt die Europäische Union eine eigene Strategie. Die EU-Kommission plant einen Gesetzesvorschlag für einheitliche digitale Buchungsdienste. Ziel ist es, eine zentrale Plattform zu schaffen, über die europäische Fahrgäste ein Ticket für ihre gesamte Reise kaufen können – inklusive voller Gültigkeit der Fahrgastrechte.

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte entsprechende Regelungen an. Dabei könnte es jedoch zu Überschneidungen kommen: Die EU erwägt, einen anderen technischen Standard als OSDM vorzuschreiben. Michael Peterson äußerte Sorge, dass die bisherigen Investitionen in OSDM dadurch gefährdet würden. Allein für dessen Umsetzung seien bereits mehrere Jahre und erhebliche Mittel aufgewendet worden. Eine EU-weite Lösung würde laut Einschätzungen frühestens 2026 umgesetzt werden.

Ein Schritt in Richtung nahtloser Mobilität

Mit der Einführung des neuen Buchungssystems erreicht die Deutsche Bahn einen wichtigen Meilenstein für den europäischen Schienenverkehr. Die Vereinheitlichung der Ticketverkäufe stärkt nicht nur die Nutzerfreundlichkeit, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn gegenüber anderen Verkehrsträgern. Der Wunsch nach einer vernetzten Mobilität wird greifbarer – und mit jedem neuen Partnerland rückt das Ziel näher.

 Quelle: Tagesschau