Familien fordern faire Preise für gemeinsame Zugreisen
Familien fordern faire Preise für gemeinsame Zugreisen, Foto: Pixabay

Mehr als 130.000 Menschen haben eine Petition unterschrieben, um die Wiedereinführung der Familienreservierung bei der Deutschen Bahn zu erreichen. Seit dem Sommer müssen Familien für jeden Platz einzeln zahlen, nachdem das frühere Pauschalangebot abgeschafft wurde. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) führt die Initiative an und sieht darin ein wichtiges soziales Signal.

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Familienreservierung bei der Deutschen Bahn

Bis Juni konnten Familien, die mit Fernzügen unterwegs waren, für 10,40 Euro bis zu fünf Sitzplätze gemeinsam reservieren. Das Angebot galt bundesweit und wurde besonders von Eltern mit kleinen Kindern genutzt. Im Sommer beendete die Deutsche Bahn diese Regelung mit der Begründung, sie sei zu teuer. Seitdem kostet eine einzelne Reservierung in der zweiten Klasse 5,50 Euro. Für eine Familie mit vier Personen bedeutet das 22 Euro zusätzlich pro Fahrt.

Nach Angaben des VCD hat gerade diese Preissteigerung viele Familien getroffen. Der Verband kritisiert, dass die Abschaffung der Pauschale den öffentlichen Verkehr für Familien weniger attraktiv mache. Kritiker befürchten, dass mehr Familien deshalb wieder mit dem Auto reisen.

Forderungen des Verkehrsclubs Deutschland

Die Petition des VCD zählt laut Stand vom 7. Oktober, 20.45 Uhr, bereits über 130.000 Unterstützer. Der Bundesvorsitzende des VCD, Matthias Kurzeck, bezeichnete die Aktion als „starkes Signal“. Seiner Ansicht nach zeigt die Resonanz, dass die Servicepolitik der Bahn viele Kunden verärgert hat.

Auch politische Vertreter von Union, SPD, Grünen und Linken äußerten bereits im Sommer Kritik an der Entscheidung. Trotzdem blieb der Konzern bisher bei seiner Linie. Die Deutsche Bahn verweist auf wirtschaftliche Gründe und betont die Notwendigkeit, ihre Angebote rentabel zu gestalten.

Zentrale Argumente der Bahn

  • Einsparungen seien aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage nötig.
  • Das Pauschalangebot sei zunehmend missbräuchlich genutzt worden, etwa durch doppelte Reservierungen.
  • Kinder bis 14 Jahren reisen in Begleitung Erwachsener ohnehin kostenlos.

Trotzdem bleiben die finanziellen Vorteile für den Konzern begrenzt. Schätzungen zufolge könnten die Mehreinnahmen aus der Abschaffung der Familienreservierung weniger als 20 Millionen Euro betragen. Das steht im Kontrast zu einem Jahresdefizit von 1,8 Milliarden Euro.

Kritik an der Entscheidung

Viele Verbände sehen die Maßnahme als Symbol für mangelnde Familienfreundlichkeit. Der VCD fordert, dass die Bahn sozial gerechte Lösungen anbieten müsse, um mehr Menschen für den umweltfreundlichen Verkehr zu gewinnen. Die Streichung der Familienreservierung widerspricht nach Ansicht des Verbands dem Ziel einer nachhaltigen Verkehrswende.

Zudem verweisen Beobachter auf frühere Beispiele, in denen die Bahn nach öffentlichem Druck zurückgerudert ist. Im November des vergangenen Jahres wollte das Unternehmen etwa die gedruckten Ankunftspläne an Bahnhöfen abschaffen. Nach massiver Kritik von Sozialverbänden und Fahrgastgruppen entschied sich die Bahn jedoch, diese beizubehalten.

Ungewisse Zukunft der Familienreservierung

Ob die neue Bahnchefin Evelyn Palla die Entscheidung überdenkt, bleibt offen. Noch vor wenigen Wochen hatte sie eine Rückkehr zur alten Regelung abgelehnt. Dennoch zeigt die aktuelle Petition, wie stark das Thema viele Reisende beschäftigt.

Die Diskussion um die Familienreservierung ist damit längst zu einer Frage sozialer Gerechtigkeit im öffentlichen Verkehr geworden. Zahlreiche Eltern hoffen, dass der Druck aus der Bevölkerung zu einem Umdenken führt – und Familien bald wieder gemeinsam günstig reisen können.

Quelle: WDR