Fahrgäste profitieren von stabilen Ticketpreisen im Fernverkehr
Fahrgäste profitieren von stabilen Ticketpreisen im Fernverkehr, Foto: Pexels

Zum ersten Mal seit sechs Jahren verzichtet die Deutsche Bahn auf eine Anhebung der Ticketpreise im Fernverkehr. Ab dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember bleiben Sparpreise, Flexpreise und Bahncards stabil. Auch die Kosten für Sitzplatzreservierungen und Fahrradtickets ändern sich nicht. Der Konzern reagiert damit auf die zahlreichen Betriebsstörungen und Verspätungen, die das Bahnnetz in diesem Jahr besonders belastet haben.

Inhaltsverzeichnis:

Achim Stauß nennt Gründe für stabile Preise

Sprecher Achim Stauß erklärte in einer Videobotschaft, die Entscheidung sei eine Reaktion auf die anhaltenden Schwierigkeiten im Schienenverkehr. Viele Züge mussten wegen des schlechten Zustands des Streckennetzes langsamer fahren oder Umwege nehmen. Kurzfristige Baustellen verlängerten zudem die Reisezeiten für zahlreiche Fahrgäste.

Die Bahn wolle mit stabilen Preisen Vertrauen zurückgewinnen. Außerdem betonte Stauß die wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte. Ein Wechsel auf andere Verkehrsmittel, etwa das Auto oder das Flugzeug, liege weder im Interesse der Bahn noch der Umwelt.

  • Keine Erhöhung der Spar- und Flexpreise.
  • Keine Änderungen bei Bahncards.
  • Gleichbleibende Preise für Sitzplatzreservierungen und Fahrradtickets.

Preisentwicklung unter Richard Lutz und Kritik an Verspätungen

In den vergangenen Jahren hatte die Bahn ihre Preise regelmäßig erhöht. Zuletzt stiegen die Flexpreise im Jahr 2023 durchschnittlich um 5,9 Prozent. Auch Zusatzleistungen wie Fahrradmitnahme oder Zeitkarten wurden teurer. Mitte Juni wurde außerdem die kostenlose Familienreservierung abgeschafft, was für viele Haushalte höhere Kosten bedeutete.

Die Konzernführung begründete frühere Preisanstiege vor allem mit gestiegenen Energie- und Personalkosten. Doch Verbesserungen bei der Pünktlichkeit blieben aus. Die von Ex-Bahnchef Richard Lutz angekündigten Fortschritte im Betriebsablauf wurden nicht erreicht. Verkehrsminister Volker Schnieder senkte daher im Rahmen seiner Bahnstrategie die Erwartungen an die Pünktlichkeitsziele und forderte mehr Realismus.

Seit Anfang Oktober steht Evelyn Palla an der Spitze der Deutschen Bahn. Die frühere Chefin von DB Regio kündigte einen umfassenden Neuanfang sowie strukturelle Veränderungen an.

Überraschung für Beobachter und Reaktionen auf die Entscheidung

Viele Branchenbeobachter hatten mit einer erneuten Preiserhöhung gerechnet. Grund dafür waren steigende Trassenpreise, also Gebühren für die Nutzung der Schieneninfrastruktur. Diese Kosten sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Die Bundesregierung hat nur teilweise gegengesteuert, eine Erhöhung der Trassenpreisförderung blieb aus.

Am Münchner Hauptbahnhof wurde die Nachricht dennoch positiv aufgenommen. Reisende bezeichneten die Entscheidung als „fair“ und als „gutes Zeichen“ der neuen Bahnführung. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) warnte jedoch vor einer möglichen Preissteigerung in Zukunft. EVG-Chef Martin Burkert sprach von einem „Preis-Hammer“, der zwar verspätet, aber unvermeidbar kommen werde.

Die Bahn-Tochter DB Fernverkehr schreibt derzeit rote Zahlen. Finanzexperten halten die Stabilität der Preise nur kurzfristig für tragbar. Der Konzern steht unter wirtschaftlichem Druck, insbesondere durch hohe Instandhaltungskosten und schwache Einnahmen.

Unterschied zwischen Fern- und Regionalverkehr

Die Preisstabilität gilt ausschließlich für den Fernverkehr. Im Regionalverkehr liegt die Verantwortung bei den Verkehrsverbünden. Der deutschlandweit gültige „Deutschlandtarif“ wird zum 14. Dezember um 5,4 Prozent erhöht. Das Deutschlandticket verteuert sich zum Jahreswechsel von 58 auf 63 Euro im Monat.

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßte den Verzicht auf Preiserhöhungen im Fernverkehr. Er sieht darin eine Chance, neue Kunden zu gewinnen und bestehende zu halten. Für viele Reisende bleibt der Preis somit ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Verkehrsmittels.

Neue Angebote zwischen München und Berlin

Mit dem kommenden Fahrplanwechsel plant die Bahn auch Anpassungen im Angebot. Auf stark frequentierten Strecken, etwa zwischen München und Berlin, sollen zusätzliche Sprinterzüge eingesetzt werden. Damit reagiert das Unternehmen auf die hohe Nachfrage. Auf weniger genutzten Routen wird hingegen das Fahrplanangebot reduziert.

Tickets für Fahrten ab dem 14. Dezember können bereits ab dem 14. Oktober gebucht werden. Der Konzern setzt damit auf eine frühzeitige Planung und bessere Auslastung der Züge. Für Stammkunden bedeutet das eine willkommene Stabilität – zumindest vorerst.

Quelle: BR24, YouTube