Die größte Eisenbahngewerkschaft in Deutschland warnt vor drastischen Preissteigerungen im Zugverkehr. Fernpendler, Gütertransporteure und alltägliche Fahrgäste müssen sich auf spürbare Einschnitte einstellen.
Inhaltsverzeichnis:
- Schienenmaut zwingt Deutsche Bahn zu drastischen Maßnahmen
- ICE-Strecken und Güterverkehr unter Druck
- Infrastrukturpolitik erhöht Preisdruck
- Forderung nach finanzieller Entlastung
Schienenmaut zwingt Deutsche Bahn zu drastischen Maßnahmen
Martin Burkert, Vorsitzender der EVG, schlägt Alarm. Die stark ansteigende Schienenmaut, also die Nutzungsgebühr für Gleise, stelle laut ihm eine erhebliche Belastung dar. Diese Gebühren werden von Unternehmen an die DB-Tochter DB InfraGo gezahlt. Die Einnahmen daraus sollen unter anderem für den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur verwendet werden.
Im Jahr 2025 wird die Trassenmaut deutlich steigen. Geplant ist ein Anstieg von 18 Prozent im Fernverkehr und 16 Prozent im Güterverkehr. Laut Informationen aus Bahnkreisen sei ein Ausgleich dieser zusätzlichen Kosten nicht möglich. Die Mehrbelastung müsse daher an die Kunden weitergegeben werden.
Der Deutsche Bundestag könnte gegensteuern. Burkert fordert konkrete Maßnahmen: Eine Aufstockung der Trassenpreis-Förderung im Fernverkehr von 105 auf 200 Millionen Euro sowie im Güterverkehr von 275 auf 350 Millionen Euro. Nur so lasse sich ein Teil der Mehrkosten kompensieren.
ICE-Strecken und Güterverkehr unter Druck
Die Auswirkungen der höheren Kosten werden sich direkt im Angebot bemerkbar machen. Laut EVG sollen auf viel befahrenen ICE-Strecken bis zu 25 Prozent der Verbindungen gestrichen werden. Gerade Geschäftsreisende und Pendler wären davon betroffen. Besonders stark treffen könnte es Verbindungen in wirtschaftsstarken Regionen wie Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg.
Im Güterverkehr bedeutet die Preissteigerung eine zusätzliche Belastung für Logistikunternehmen. Die gestiegenen Trassenpreise könnten sich auf Lieferketten und Verbraucherpreise auswirken. Branchenexperten warnen bereits vor wirtschaftlichen Folgekosten für Industrie und Handel.
Infrastrukturpolitik erhöht Preisdruck
Die Wurzeln der Entwicklung liegen in einer politischen Entscheidung. Die Bundesregierung hat das Eigenkapital der Deutschen Bahn in den letzten Jahren deutlich erhöht. Für 2025 sind weitere 8,5 Milliarden Euro zur Modernisierung des Schienennetzes vorgesehen. Das Kapital ist jedoch verzinst, was DB InfraGo zwingt, die Trassenpreise weiter zu erhöhen, um Verluste zu vermeiden.
Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen, kritisiert diesen Mechanismus. Die Preisentwicklung werde hingenommen, obwohl klar sei, dass sie Fernverkehr und Güterlogistik stark belaste. Die geplanten Maßnahmen könnten laut ihm zu einer Schwächung des gesamten Bahnsektors führen.
Forderung nach finanzieller Entlastung
Ein internes Schreiben von Michael Peterson, Chef von DB Fernverkehr, an den Bundestags-Verkehrsausschuss, unterstreicht die Dringlichkeit. Darin beschreibt Peterson die gestiegenen Trassenpreise als große Herausforderung für sein Unternehmen. Ziel sei es zwar, das Fernverkehrsnetz aufrechtzuerhalten. Dies sei aber nur möglich, wenn der Bund 2025 und 2026 einen vollständigen Ausgleich gewährt und ab 2027 ein Reset der Trassenpreise erfolgt.
Ohne politische Unterstützung droht eine Eskalation. Die EVG befürchtet, dass neben den steigenden Preisen auch die Angebotsqualität sinkt. Das widerspricht dem Ziel eines klimafreundlichen und flächendeckenden Bahnverkehrs. Ob der Bundestag rechtzeitig reagiert, ist derzeit offen. Die Haushaltsberatungen der Regierung werden entscheidend sein.
Quelle: Merkur