Zugverspätungen
Zugverspätungen, Foto: pixabay

Immer mehr Züge in Bayern fahren unpünktlich oder fallen ganz aus. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft schlägt Alarm. Der neue Bericht zur Pünktlichkeit im Schienenpersonennahverkehr zeigt einen deutlichen Rückgang. Nur 85,3 Prozent aller Züge in Bayern erreichten 2024 ihr Ziel rechtzeitig – das ist der schlechteste Wert seit der Bahnreform vor 30 Jahren. Besonders betroffen sind S-Bahnen und Regionalzüge, viele Linien verzeichnen massive Probleme. Die Gründe sind vielfältig, doch die Folgen treffen Fahrgäste täglich.

Inhaltsverzeichnis:

Schlechte Bilanz für Expressverkehr Ostbayern und München–Hof

Die Linie RE 25 zwischen München und Prag ist mit nur 43,7 Prozent pünktlicher Fahrten Schlusslicht. Auch die Verbindung München–Hof (RE 2) schneidet mit 62,7 Prozent äußerst schlecht ab. Diese beiden Strecken belegen die letzten Plätze im Ranking der Regionalverbindungen. Auch der Donau-Isar-Express (München–Passau) kommt nur auf 71,9 Prozent.

Die Werte vieler weiterer Linien liegen unter dem Durchschnitt:

  • Werdenfelsbahn nach Garmisch-Partenkirchen: 77,6 Prozent
  • Chiemgau–Inntal-Strecke (ehemals Meridian): 78,5 Prozent
  • Augsburger Netze (Arverio): 82,5 Prozent
  • Liniennetz Mühldorf: 87,6 Prozent

Nur wenige Verbindungen wie die Zugspitzbahn mit 98,7 Prozent bilden eine Ausnahme. Diese fährt allerdings auf spezieller Strecke und ist mit regulären Regionalverbindungen kaum vergleichbar.

München stark betroffen – S-Bahn-System unter Druck

In der Landeshauptstadt verschärfen sich die Probleme. Die S-Bahn München erreichte mit 87 Prozent Pünktlichkeit den schlechtesten Wert seit über 20 Jahren. Besonders negativ fiel die Linie S6 West auf – mit nur 81,5 Prozent. Auch die S4/S6 Ost kam nur auf 83,2 Prozent. Die S3 Ost war mit 93 Prozent noch die verlässlichste Linie.

Dazu kommt eine hohe Zahl an kompletten Zugausfällen. Bei der S-Bahn München fuhren 9,7 Prozent aller Züge überhaupt nicht. Die Werdenfelsbahn war mit 13,8 Prozent Ausfällen sogar noch stärker betroffen. Grund dafür waren unter anderem monatelange Bauarbeiten zwischen München-Pasing und Starnberg.

Ursachen liegen in maroder Infrastruktur und Personalmangel

Über ein Drittel aller Verspätungen gehen auf Infrastrukturprobleme zurück. Häufige Störungen an Signalen, Weichen, Gleisen und Bahnübergängen führen zu Verzögerungen. Weitere 10 Prozent entstehen durch Bauarbeiten. Besonders langsam befahrbare Streckenabschnitte wie bei der S4 bremsen zusätzlich.

Die Eisenbahnunternehmen selbst sind ebenfalls mitverantwortlich. 15,2 Prozent der Verspätungen entstanden durch fehlendes Personal oder interne Probleme. Wetterbedingte Ursachen, medizinische Notfälle oder Personen im Gleis machten hingegen nur 7,7 Prozent aus. Bei der S-Bahn München liegt dieser Anteil allerdings deutlich höher.

Einige Lichtblicke trotz Baustellen und Ausfällen

Das BRB-Netz Ammersee-Altmühltal erreichte trotz monatelanger Sperrung wegen Bauarbeiten eine Pünktlichkeit von 90,1 Prozent. Hier zeigt sich, dass punktuelle Verbesserungen möglich sind – auch unter schwierigen Bedingungen. Auffällig gut schnitt außerdem die Oberlandbahn (BRB) mit 89,1 Prozent ab.

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter fordert nun mehr Bundesmittel für die Schieneninfrastruktur. Investitionen sollen nicht nur dem Fernverkehr zugutekommen, sondern vor allem dem regionalen Bahnnetz. Die Hoffnung liegt auf dem Sondervermögen des Bundes – doch schnelle Verbesserungen sind nicht in Sicht.

 Quelle: MERKUR